Wem nützen Spaniens neue Wohnungsreformen wirklich?
Neue Gesetze sollen den Zugang zu Wohnraum erleichtern – doch profitieren wirklich einkommensschwache Käufer?

Den Schwachen helfen oder den Markt schädigen? Eine Analyse der aktuellen Wohnungsreformen in Spanien
In den letzten Monaten haben sowohl die spanische Regierung als auch die Regionalregierung Kataloniens umfassende Reformen im Wohnungsmarkt eingeführt. Von Mietpreisobergrenzen und Sanktionen bis hin zu Beschränkungen für Großvermieter und ausländische Käufer – die Botschaft ist klar: Spekulationen stoppen und Wohnraum erschwinglicher machen.
Doch eine Frage bleibt unbeantwortet: Helfen diese Reformen wirklich denjenigen, die sie angeblich schützen sollen?
Stellen wir uns ein junges Paar in Katalonien vor – beide mit mittlerem Einkommen, auf der Suche nach ihrer ersten kleinen Wohnung. Theoretisch sollten diese Reformen ihnen helfen. Praktisch sieht es jedoch ganz anders aus.
Was wurde beschlossen? Ein kurzer Überblick
- Mietpreisobergrenzen in sogenannten „angespannten“ Wohngegenden wie Barcelona – für kleine und große Vermieter gleichermaßen.
- Neues Sanktionssystem durch die katalanische Regierung: Geldbußen bis zu 900.000 € für Vermietungen über dem gesetzlichen Mietindex.
- Erhöhung der Grunderwerbssteuer auf 20 % für institutionelle Käufer oder beim Erwerb ganzer Gebäude.
- Register für Großvermieter (10+ Wohneinheiten), zur Erfassung leerstehender Wohnungen.
- Starke Einschränkungen für touristische Mietlizenzen: über 28.000 sollen allein in Katalonien entzogen werden.
- Abschaffung des Golden-Visa-Programms (Aufenthalt durch Immobilieninvestition).
- Vorgeschlagenes Verbot für Immobilienkäufe durch Nicht-EU-Bürger, inklusive einer 100%-Steuerzuschlag.
Wie wirken sich diese Reformen auf junge Käufer mit kleinem Budget aus?
- Werden die Preise sinken? Die Preise haben sich leicht stabilisiert, aber kaum gesenkt. Hohe Zinsen machen Hypotheken weiterhin teuer.
- Wird es weniger Konkurrenz durch Investoren geben? In der Theorie ja – in der Praxis bleibt das Angebot an erschwinglichem Wohnraum gering.
- Wird mehr Wohnraum verfügbar sein? Nicht wirklich. Viele Eigentümer halten ihre Immobilien zurück, statt sie zu verkaufen oder zu vermieten.
- Wird die Finanzierung einfacher? Es gibt keine neuen Programme zur Unterstützung von Erstkäufern oder Personen mit befristeten Arbeitsverträgen.
- Gibt es staatliche Unterstützung? Die Subventionen oder Kaufhilfen für junge oder einkommensschwache Käufer sind sehr begrenzt.
- Wird es mehr bezahlbaren Wohnraum geben? Keine signifikante Ausweitung. Sozialwohnungen bleiben knapp und schwer zugänglich.
Was ist das größere Bild?
Die aktuelle Wohnraumpolitik in Spanien – insbesondere in Katalonien – scheint sich stärker auf das „Bestrafen des Reichtums“ als auf das „Fördern der Bedürftigen“ zu konzentrieren. Das mag politisch populär sein, löst aber das Grundproblem nicht.
Wir sehen eine reaktive Strategie: Besteuern, einschränken, verbieten. Aber wo bleiben die proaktiven Programme? Wo sind die subventionierten Hypotheken, Modelle für Miteigentum oder zinsgünstige Kredite für junge Familien?
Eine verpasste Chance – nicht nur für Erstkäufer, sondern auch für langfristige Investoren, die bereit wären, zum Ausbau des Markts beizutragen.
Was würde wirklich helfen?
- Öffentlich-private Partnerschaften zum Bau von bezahlbarem Wohnraum.
- Staatlich geförderte Kredite für Erstkäufer.
- Staatliche Bürgschaften für Menschen ohne Festanstellung.
- Einfacher und transparenter Zugang zu Sozialwohnungen.
- Anreize für Eigentümer, leerstehende Immobilien zu verkaufen oder zu vermieten.
Fazit
Die Wohnreformen in Spanien und Katalonien mögen gut gemeint sein – aber in der Umsetzung fehlt es an konkretem Nutzen für einkommensschwache Käufer. Ohne gezielte Unterstützung drohen diese Maßnahmen zu bürokratischen Hindernissen zu werden – oder gar zu einem Abschreckungssignal für dringend benötigte Investitionen.
Wenn das Ziel wirklich ist, Wohnraum zugänglicher zu machen, darf die Antwort nicht nur heißen: „die Reichen bestrafen“. Sondern: „die anderen befähigen“.